denkbar-anders

Lernorganisation mit dem Bullet Journal

Die Bullet Journal Methode:​

ein Analoges Instrument zur Selbstorganisation in Schule, Beruf und Alltag

Über meinen eigenen Start in die Bullet Journal Methode können Sie hier einen Blogartikel lesen.

Ein Bullet Journal ist ein analoges Organisationssystem, das heißt, hier werden Aufgaben, Ereignisse, Gedanken und Ideen gesammelt und organisiert. Es ist sozusagen eine Mischung aus Kalender, To-Do-Liste, Tagebuch und Notizbuch – alles in einem!

Die Bullet Journal Methode wurde von Ryder Carroll entwickelt, der dadurch gelernt hat, sich trotz seines ADHS in Schule und Studium zu organisieren und vor allem zu fokussieren. Ryder Carroll arbeitet heute als Designer und Autor und hat die Bullet Journal Methode 2018 in seinem gleichnamigen Buch veröffentlicht. Das Buch ist auch auf Deutsch verfügbar.

Heute wird das Bullet Journal von vielen Menschen genutzt, um sich vom digitalen Chaos zu entkoppeln und sich zu fokussieren. Auch ist es eine sehr effektive Möglichkeit zur Entschleunigung und zum Digitalen Detox: einfach mal im Hier und Jetzt zur Ruhe kommen und sich in Achtsamkeit üben. Ein Perspektivwechsel nur mit einem Stift und einem klassischen Notizbuch.

Hinter alldem steht aber auch immer wieder die Frage, wie und womit wir unsere Zeit verbringen wollen. Was ist uns wirklich wichtig?

Buchcover The Bullet Journal Method von Ryder Carroll
Ein Bullet Journal besteht aus vier Kernbausteinen, den sogenannten „Core Collections“:
  1. Daily Log: hier werden alle Aufgaben, Ideen und Notizen kurz und knapp notiert (Rapid Logging – siehe unten)
  2. Monthly Log: dies ist eine Monatsübersicht aus Kalender und einer Aufgabenliste
  3. Future Log: hier stehen alle Aufgaben und Ereignisse der kommenden Monate. Das ist praktisch eine Jahresübersicht.
  4. Index: das ist ein Inhaltsverzeichnis, um alle Einträge schnell wiederzufinden
Ein minimalistisches Bullet Journal, wie Ryder Carroll es führt, besteht anfangs nur aus diesen vier Kernbausteinen. Es lässt sich innerhalb von 10 Minuten anlegen und sofort benutzen. Darüber hinaus können alle möglichen individuellen Collections erstellt werden. Das geht von Projekten und Listen über Tracker bis zu Gesprächsnotizen oder Zielplanungen. Dazu lassen sich im Internet unzählige Beispiele finden. Will man zum Beispiel eine Liste der Bücher anlegen, die man gerne lesen möchte, dann schlägt man nach dem aktuellen Daily Log einfach die nächste Seite auf und legt los. Anschließend folgt dann ganz einfach das Daily Log des nächsten Tages.
Ich möchte mich hier allerdings auf die vier Kernbausteine beschränken und mich vor allem auf die Methodik konzentrieren, die hinter dem Bullet Journal steckt. Die Bullet Journal Methode besteht aus den vier wesentlichen Techniken: Rapid Logging, Migration, Reflection und Indexing.
  1. Rapid Logging: heißt übersetzt „schnelles Aufzeichnen“, und genau das ist es auch: es soll ganz kurz und durch individuelle Abkürzungen das Wesentliche erfasst werden. Es werden im Daily Log alle Einträge vorgenommen, die wichtig erscheinen: Aufgaben, Termine, Ideen, Notizen usw. Dabei werden Symbole benutzt, um die Einträge in Kategorien einzuteilen. Ryder Carroll schlägt die nebenstehenden Symbole vor, die ich sehr sinnvoll finde und ebenfalls benutze. Die Symbole sind in der Legende, auch Key genannt, aufgelistet. Wurde eine Aufgabe erledigt, wird aus dem Punkt ein X. Dadurch sind die Einträge sehr übersichtlich, und es lässt sich mit einem Blick erkennen, was zu tun ist, was bereits erledigt wurde und welche Termine oder Ereignisse noch anstehen.
  2. Migration: Wenn eine Aufgabe unerledigt bleibt, wird sie auf den nächsten Tag verschoben oder in die Aufgabenliste der Monatsübersicht eingetragen, um sie an einem anderen Tag des aktuellen Monats abzuarbeiten. Dann wird aus dem Punkt ein Pfeil vorwärts. Kann eine Aufgabe nicht in dem aktuellen Monat erledigt werden, oder möchte man sie lieber auf einen späteren Monat verschieben, dann wird aus dem Punkt ein Pfeil rückwärts und die Aufgabe wird in den entsprechenden Monat im Future Log eingetragen.
Flipchart zum Thema Keys beim Bullet Journal

Idealerweise findet diese Migration im Rahmen einer täglichen Reflexion (Reflection s.u.) statt. Allerdings sollten nicht alle unerledigten Aufgaben jeden Tag wieder neu aufgeschrieben werden, denn dieser unnötige Schreibaufwand lässt die Motivation sinken, und viele anfangs Begeisterte geben dann ihr Bullet Journal leider sehr schnell wieder auf. Dank der übersichtlichen Eintragungen im Daily Log ist ein Überblick über die letzten Tage ganz einfach möglich.

Die wichtigste „Wanderbewegung“ der Aufgaben erfolgt bei der monatlichen Migration, wenn eine neue Monatsübersicht angelegt wird. Hier ist es vor allem wichtig, sich vor jedem erneuten Eintrag zu fragen, ob diese Aufgabe wirklich wichtig ist, also ob sich der Aufwand des erneuten Aufschreibens lohnt. Nehme ich die Aufgabe in den nächsten Monat mit, oder ist diese Aufgabe vielleicht nur ein Klotz am Bein, der mich gar nicht wirklich weiterbringt? Vor allem wenn Aufgaben wiederholt niedergeschrieben werden, drängen sich diese Fragen auf, und es kann sehr befreiend sein, sich von einer unnötigen Aufgabe zu verabschieden. Das wird im Daily Log durch das Durchstreichen der Aufgabe gekennzeichnet:
Aufgabe unwichtig.
Diese Technik schützt uns vor allem vor dem Ansammeln von Aufgaben, die irgendwann zu einem riesigen Berg anwachsen und nicht mehr zu schaffen sind. An vielen Aufgaben gleichzeitig zu arbeiten wirkt zwar sehr geschäftig, ist aber nicht unbedingt effektiv!

Die monatliche Migration ist ein Meilenstein in der Technik des Bullet Journals, deshalb sollte man mindestens über zwei bis drei Monate ein Bullet Journal führen, bevor man sich endgültig entscheidet es fortzusetzen oder abzubrechen.

Ryder Carroll hat gerade eine aktuelles Video zum Thema „Rewriting“ veröffentlicht: warum sollte ich im digitalen Zeitalter alles immer wieder langwierig und erneut von Hand niederschreiben? Hinter dieser Technik steht die Absicht, dass bei diesem bewusst langsamen Prozess wieder und wieder die Frage auftaucht, ob etwas so wichtig ist, dass ich es erneut aufschreiben will. Ist es das nämlich nicht, ist es eine Aufgabe nicht wert, dass ich sie nochmal kurz notiere, dann ist sie unwichtig und kann genauso gut gestrichen werden. Dieses Ausfiltern der Aufgaben und Verpflichtungen muss nicht unbedingt täglich erfolgen, aber am besten wöchentlich und mindestens einmal im Monat bei der monatlichen Migration.

3. Reflection: Die tägliche Reflexion sollte einmal kurz am Morgen stattfinden, um den Tag zu planen und eine Übersicht über die Aufgaben und Termine zu gewinnen. Manche Menschen wachen morgens auf, und die guten Ideen sprudeln nur so hervor – wie bei mir. Diese Gedanken und Einfälle werden dann gleich in der morgendlichen Reflexion notiert, so dass sie nicht verloren gehen. Auch gehe ich nach dieser Planung immer gut vorbereitet in den Arbeitstag. Bei der abendlichen Reflexion lässt man den Tag kurz Revue passieren: erledigte Aufgaben werden mit einem Kreuz versehen, Gedanken zum Tag werden reflektiert und niedergeschrieben, und die Freude über das Geleistete darf genossen werden. Wer mag, kann hier auch schon mal das Daily Log für den nächsten Tag anlegen.
4. Indexing: Das Inhaltsverzeichnis, der Index, steht ganz am Anfang des Bullet Journals. Hier werden alle Einträge kurz aufgeführt, damit sie später leicht wiedergefunden werden können. Vor allem die individuellen Collections sollten hier mit den entsprechenden Seitenzahlen eingetragen werden. Auch jeder Monat wird hier festgehalten, vom Monthly Log bis zum Daily Log des letzten Tages in diesem Monat. Das sind einige Seiten, in die dann die individuellen Collections eingestreut sein können. Alles kann mit einem Blick in den Index wiedergefunden, ergänzt oder verändert werden. Dazu ist es natürlich erforderlich, dass jede neu aufgeschlagene Seite zuerst mal eine Seitenzahl bekommt, bevor sie mit Inhalten gefüllt wird.

Ein Bullet Journal muss nicht perfekt sein.

Ein Bullet Journal muss auch nicht schön sein.

Ein Bullet Journal muss effektiv sein!

Anders als in vielen YouTube-Videos gezeigt, wird ein Bullet Journal eben nicht für eine gewisse Zeit oder sogar ein ganzes Jahr im Voraus angelegt. Der letzte Eintrag ist immer im Daily Log des aktuellen Tages – im Hier und Jetzt!

Ein Bullet Journal entwickelt sich nach und nach – genau wie wir uns weiter entwickeln.

Hier können Sie eine Kurzanleitung für die Kernbausteine am Beispiel eines Bullet Journals für die Schule herunterladen.